Was wir für alle Berufsgruppen wollen
Bei ambulante dienste e.V. sind einige Aspekte schon gut geregelt und funktionieren im Sinne aller Beteiligten. Andere Aspekte hingegen sind schlecht geregelt bzw. schaden den Beteiligten sogar. Wieder andere Aspekte werden bisher gar nicht berücksichtigt. Daher wollen wir uns sowohl kurzfristig als auch langfristig um die anstehenden Probleme kümmern und sie gemeinsam mit Euch, unseren Kolleg*innen, und der Geschäftsführung auf eine gute Weise, d. h. zum Wohle aller lösen.
Wir wollen nicht länger neben- oder gar gegeneinander im permanenten Krisenmodus vor uns hinarbeiten, sondern wollen die Kommunikation untereinander ausbauen und gemeinsam Wege aus dem Dauerstress nicht nur während der Pandemie finden. Dafür wollen wir auch die Kommunikation und Kooperation zwischen den Beschäftigtengruppen verbessern.
Deshalb ist Tarif bei uns nicht von Voraussetzungen abhängig – ob Assistent*in, Pflegefachkraft, Büroorganisation oder Einsatzbegleitung o.a. – jede*r soll bei uns mit ins Boot & an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei ad aus verschiedenen Perspektiven mitarbeiten und mitgestalten.
Viele von uns arbeiten schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten bei ad und haben dabei einen großen Erfahrungsschatz angesammelt. Wir wollen jenseits von Teamtreffen und Supervisionen in neuen Formen ausprobieren, wie wir aus diesen Erfahrungen gemeinsam lernen, d. h. Probleme nicht nur benennen, sondern auch nachhaltig lösen können.
Wie wäre es mit Mitarbeiter*innen-Treffen nach dem Retrospektive Konzept? Also moderierte Meetings, wo man ganz allgemein über die Zusammenarbeit reflektieren und der Frage nachgehen kann, wie Teams effektiver arbeiten können. Diese bottom-up-Methode, die die Qualität der Arbeitsergebnisse verbessern kann und eine win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber herstellt, steht auf unserem Listenprogramm bereits als Pilotprojekt in den Startlöchern.
Auch der Betriebsrat muss allmählich im 21. Jahrhundert ankommen
Wir wollen nicht nur die Website benutzer*innenfreundlicher und informativer gestalten, indem die Lesbarkeit der Seite auch für das Handy tauglich gemacht wird und nach und nach eine FAQ-Rubrik für Arbeitnehmer*innen aufgebaut wird. Sondern wir wollen auch parallel zu den normalen Sprechstunden digitale anbieten, die die Vernetzung unter den Kolleg*innen verbessern.
Natürlich zählen zum 21. Jahrhundert auch hybride Betriebsversammlungen. Also die Möglichkeit zur gemischten Teilnahme in Präsenz oder via online-Übertragung, da es unserer Liste nicht verborgen geblieben ist, dass diese Wahlmöglichkeit Arbeitnehmer*innen anspricht.
Da fast die Hälfte der Kolleg*innen bei ad Frauen sind, ist es überfällig, die Vorherrschaft von Männern auch im Betriebsrat zu überwinden. Wir arbeiten zu diesem Zweck an einer inklusiven politischen und kommunikativen Kultur, die Lernräume öffnet und nicht schließt.
Wir wollen den betrieblichen Gesundheitsschutz weiter ausbauen. Denn bisher ist die Ermittlung und Bewertung aller relevanten Gefährdungen, denen die Beschäftigten im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind, ein Papiertiger.
Mit uns sollen die sogenannten Gefährdungsbeurteilungen für den Arbeitsalltag nutzbar gemacht werden, was beispielsweise in einer Betriebsvereinbarung münden könnte.
Aber auch die betriebliche Wiedereingliederung für langzeiterkrankte Mitarbeiter*innen – ob als BEM-Verfahren (Betriebliches Wiedereingliederungsmanagement) oder im Rahmen des Hamburger Modells – muss grundsätzlich stärker strukturiert werden. Hierfür sollen eine Sensibilisierung oder weiterführende Schulung der begleitenden Vorgesetzten Voraussetzungen dafür schaffen, den individuellen Bedürfnissen der wiederkehrenden Beschäftigten Rechnung zu tragen und ihnen den Wiedereintritt zu erleichtern.
Die Balance zwischen Arbeitszeit und Zeit für Kinder sowie Familienangehörige ist nicht nur ein gesellschaftlich sensibles Thema, vielmehr auch ein betriebliches.
Arbeitnehmer*innen mit Kindern oder zu betreuenden Angehörigen brauchen oftmals eine umfassende Beratung – nicht nur durch den Betriebsrat, sondern auch durch die Vorgesetzten, die ihrer Funktion nach ebenfalls Vertrauens-Ansprechpartner*innen in solchen Fragen sein sollten. Wir denken dabei an erweiterte Beratungsangebote für Mitarbeiter*innen, Schulungen für Einsatzbegleitungen oder sogar fakultative Kursangebote für die ASN bzw. die Assistenznehmer*innenvertretung (ASN-VT), die einen vernünftigen Umgang mit den speziellen Anforderungen ihrer Mitarbeiter*innen finden müssen. Darüber hinaus wollen wir Lösungen für alle betreffenden Kolleg*innen, die beispielsweise die Wochenendarbeitszeit eingrenzen wollen.
Um eines vorneweg zu stellen:
Der Betriebsrat ist nicht Repräsentant der Gewerkschaft im Betrieb. Allerdings wissen wir als engagierte Funktionär*innen von ver.di, dass ein Betriebsrat sich mit einer starken Gewerkschaft im Rücken besser und effektiver für die Beschäftigten einsetzen kann. Hierfür gibt ver.di Schulungen für Betriebsratsmitglieder, berät beispielsweise bei rechtlichen Fragen zur Einhaltung des Tarifvertrages durch den Arbeitgeber oder beim Erstellen einer Betriebsvereinbarung. Ver.di kann auch bei der themenbezogenen Frage entscheidend helfen: Tarifvertragliche Regelung oder Betriebsvereinbarung? Kurzum ist diese enge Kooperation ein wichtiges Fundament, um Arbeitnehmer*innenrechte durchzusetzen.
Andersherum lebt eine starke Gewerkschaft vom Engagement ihrer Mitglieder und ein guter Tarifvertrag entsteht nur durch eine starke Beteiligung aller Beschäftigten. An dieser Stelle erinnern wir gern an die von unserer Liste als ver.di-Aktiven im Rahmen der damaligen ver.di-Betriebsgruppe gemeinsam mit den Kolleg*innen von Neue Lebenswege ins Leben gerufene Tarifkampagne, die den Beschäftigten von ambulante dienste e.V. schlussendlich im Frühjahr 2020 den bestehenden Haustarifvertrag mit im bundesweiten Vergleich herausragenden assistenzspezifischen Eingruppierungen beschert hat. Und genau deshalb wollen wir uns als ver.di-Aktive im Betriebsrat noch intensiver in die nächsten Tarifauseinandersetzungen zum Tarifvertrag der Länder (TV-L) einbringen und gemeinsam über Aktionen informieren und zu diesen mobilisieren. Dies gilt analog für die Berliner ver.di-Kampagne „Freie Träger, faire Löhne!“ und für das bundesweite assistenzberufspolitische Netzwerk UAPA.
Wir sind davon überzeugt, dass ein kontinuierliches und verbindliches sich Einbringen auf Länder- und Branchenebene die eigentliche Basis ist, um aktuelle und zeitgemäße Tarifergebnisse für uns zu erzielen.
Auch der dringend notwendige Kampf um den Inflationsausgleich wird nur auf diesem Wege und in Zusammenarbeit mit kämpferischen Teilen unserer Gewerkschaft (z. B. die Berliner Krankenhausbewegung unseres ver.di-Fachbereichs C) erfolgreich geführt werden können.